Hermann Bahr wurde als Sohn eines Notars am 19.7.1863 in Linz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Salzburg und studierte zwischen 1881 und 1887 klassische Philologie, Philosophie, Jura und Nationalökonomie in Wien, Graz, Czernowitz und Berlin. Wegen deutschnationaler Umtriebe wurde er von zwei Universitäten verwiesen, sein Studium beendete er ohne Abschluss. Während eines Parisaufenthaltes reifte sein Entschluss, eine schriftstellerische Tätigkeit anzustreben und er begann mit seiner regen Tätigkeit als Literatur- und Kunstkritiker. Nach seinem Studienaufenthalt in Frankreich ging Bahr 1890 nach Berlin, wo er als Redakteur bei der neu gegründeten Zeitschrift „Freie Bühne für modernes Leben“ anfing, dort aber bereits im August 1890 nach Auseinandersetzungen innerhalb der Redaktion vom Verleger S. Fischer wieder entlassen wurde.
1891 ging er nach Wien, wo er sich zunehmend als Theater-, Literatur- und Kunstkritiker sowie als Essayist, Dramen- und Romanautor durchsetzte. Bahr rezensierte unter anderem für die „Freie Bühne“, „Neue Rundschau“, die „Frankfurter Zeitung“, das „Berliner Tageblatt“, die Wiener „Deutsche Zeitung“, das „Wiener Tagblatt“ sowie die von ihm mitbegründete Wochenschrift „Die Zeit“.
Bald nach seiner Rückkehr nach Wien 1891 hatte er Kontakt zu einer Gruppe junger Autoren aufgenommen, unter ihnen
Hugo von Hofmannsthal und
Arthur Schnitzler, die sich vorwiegend im „Café Griensteidl“ trafen. In kürzester Zeit wurde Bahr der theoretische Kopf und Programmatiker dieser Gruppe junger Literaten, die bald als „Jung Wien“ bekannt wurde. Die Höhepunkte seiner Karriere bildeten die Berufungen durch Max Reinhardt zum Regisseur am Deutschen Theater in Berlin 1906/07 und zur Leitung des Wiener Burgtheaters 1918. Von 1895 bis 1909 war Hermann Bahr mit der Schauspielerin Rosa Jokl, ab 1909 mit der Opernsängerin Anna Mildenburg verheiratet. 1922 zog er nach München, wo er am 15.1.1934 verstarb.
Bahrs Weltbild war geprägt von dem Neuen und Modernen, von einer dynamischen, sich stetig wandelnden Welt, der sich der moderne Kritiker anzupassen hatte. Der Kritiker sollte seiner Meinung nach kein Richter eines starren, überalterten Kunstgeschmacks sein, sondern ein wandlungsfähiger „Kautschukmann“, der jede neue Strömung vorurteilsfrei neu impressionistisch erleben und beurteilen sollte. Hermann Bahr wurde als impressionistischer Literatur- und Theaterkritiker zum maßgebenden Programmatiker der Wiener Moderne.