Im Unterschied zum
Roman entwickelte sich das Hörspiel nicht organisch aus tradierten Formen, vielmehr wurde in den 1920er-Jahren für das neue
Medium Rundfunk eine adäquate Kunstform gesucht. Neben dem Wort werden v.a. Geräusche und Musik eingesetzt; technische Hilfsmittel, wie Blende, Schnitt, Montage, erweitern die Illusionsmöglichkeiten und erlauben den schnellen Raum- und Zeitwechsel. Man unterscheidet das literarische Hörspiel, das sich aus dem
Drama entwickelt hat, vom „Neuen“ oder „Experimentellen“ Hörspiel, wo das Wort als Bedeutungsträger in den Hintergrund gedrängt wird. Hörspiele von
Brecht und
Döblin markieren 1929–1932 einen ersten Höhepunkt. Nach 1945 setzen Autoren wie
Günther Eich („Träume“, 1951),
Frisch („Herr Biedermann und die Brandstifter“, 1956),
Bachmann („Der gute Gott von Manhattan“, 1958) und
Böll („Klopfzeichen“, 1960) die Tradition des literarischen Hörspiels fort. In den 60er-Jahren geriet dieses „Hörspiel der Innerlichkeit“, wie es gelegentlich von Kritikern bezeichnet wurde, in die Krise, v.a. unter dem Einfluss der Stereophonie und später der Kunstkopftechnik begann ein „Spielen mit dem Hören“. Die Hör-Collage und besonders das O-Ton-Hörspiel stehen in der Tradition der
Dokumentarischen Literatur und wollen Authentizität und Unmittelbarkeit erzeugen.
Ernst Jandl und
Friederike Mayröcker („Fünf Mann Menschen“, 1968) sind Vertreter dieser neuen Formen. Die Arbeiten der Komponisten John Cage und Mauricio Kagel seit Ende der 70er-Jahre überschreiten die Grenze zur Musik.