Hermann Bahr (1863–1934)

Hermann Bahr wurde als Sohn eines Notars am 19.7.1863 in Linz geboren. Er besuchte das Gymnasium in Salzburg und studierte zwischen 1881 und 1887 klassische Philologie, Philosophie, Jura und Nationalökonomie in Wien, Graz, Czernowitz und Berlin. Wegen deutschnationaler Umtriebe wurde er von zwei Universitäten verwiesen, sein Studium beendete er ohne Abschluss. Während eines Parisaufenthaltes reifte sein Entschluss, eine schriftstellerische Tätigkeit anzustreben und er begann mit seiner regen Tätigkeit als Literatur- und Kunstkritiker. Nach seinem Studienaufenthalt in Frankreich ging Bahr 1890 nach Berlin, wo er als Redakteur bei der neu gegründeten Zeitschrift „Freie Bühne für modernes Leben“ anfing, dort aber bereits im August 1890 nach Auseinandersetzungen innerhalb der Redaktion vom Verleger S. Fischer wieder entlassen wurde.
1891 ging er nach Wien, wo er sich zunehmend als Theater-, Literatur- und Kunstkritiker sowie als Essayist, Dramen- und Romanautor durchsetzte. Bahr rezensierte unter anderem für die „Freie Bühne“, „Neue Rundschau“, die „Frankfurter Zeitung“, das „Berliner Tageblatt“, die Wiener „Deutsche Zeitung“, das „Wiener Tagblatt“ sowie die von ihm mitbegründete Wochenschrift „Die Zeit“.
Bald nach seiner Rückkehr nach Wien 1891 hatte er Kontakt zu einer Gruppe junger Autoren aufgenommen, unter ihnen Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, die sich vorwiegend im „Café Griensteidl“ trafen. In kürzester Zeit wurde Bahr der theoretische Kopf und Programmatiker dieser Gruppe junger Literaten, die bald als „Jung Wien“ bekannt wurde. Die Höhepunkte seiner Karriere bildeten die Berufungen durch Max Reinhardt zum Regisseur am Deutschen Theater in Berlin 1906/07 und zur Leitung des Wiener Burgtheaters 1918. Von 1895 bis 1909 war Hermann Bahr mit der Schauspielerin Rosa Jokl, ab 1909 mit der Opernsängerin Anna Mildenburg verheiratet. 1922 zog er nach München, wo er am 15.1.1934 verstarb.
Bahrs Weltbild war geprägt von dem Neuen und Modernen, von einer dynamischen, sich stetig wandelnden Welt, der sich der moderne Kritiker anzupassen hatte. Der Kritiker sollte seiner Meinung nach kein Richter eines starren, überalterten Kunstgeschmacks sein, sondern ein wandlungsfähiger „Kautschukmann“, der jede neue Strömung vorurteilsfrei neu impressionistisch erleben und beurteilen sollte. Hermann Bahr wurde als impressionistischer Literatur- und Theaterkritiker zum maßgebenden Programmatiker der Wiener Moderne.

Wichtige Werke

Die neuen Menschen, Drama 1887
Die gute Schule. Seelenstände, Prosa 1890
Zur Kritik der Moderne, Essay 1890
Die Mutter, Drama 1891
Die Überwindung des Naturalismus, Essay 1891
Fin de Siècle, Prosa 1891
Theater, Prosa 1897
Das Tschaperl, Drama 1897
Wienerinnen, Komödie 1900
Der Krampus, Komödie 1902
Der Meister, Komödie 1904
Ringelspiel, Komödie 1907
Die Rahl, Prosa 1908
Drut, Prosa 1909
Das Konzert, Komödie 1909
O Mensch, Prosa 1910
Die Kinder, Komödie 1911
Das Prinzip, Komödie 1912
Der Querulant, Drama 1914
Himmelfahrt, Prosa 1916
Expressionismus, Essay 1916
Die Rotte Korahs, Prosa 1919
Ö. in Ewigkeit, Prosa 1929