Neben der
naturalistischen Tendenz, die wahrnehmbare Wirklichkeit nachzubilden, und der gegenläufigen Tendenz, Wirklichkeit
symbolisch zu überhöhen, gibt es in der jungen Generation um die Jahrhundertwende auch eine experimentell orientierte Strömung, in der Künstler und Dichter bereit sind, für neue Erfahrungen und die Darstellung inneren Erlebens alte Formen zu sprengen und einen revolutionären Neuanfang zu wagen. Die
Expressionisten vollzogen einen radikalen Bruch mit den traditionellen ästhetischen Darstellungsweisen, indem sie die Wahrnehmungsveränderung und den Orientierungsverlust des modernen Menschen in völlig neuen Formen ausdrückten. Als eine extreme Form des Expressionismus gilt der
Futurismus. In der expressionistischen Dichtung kommen die Gefühle und die Reaktionen des Menschen auf die tief greifende Sinnkrise zur ausdrucksstarken Darstellung. Disparatheit, Aufbrechen grammatischer Strukturen, Wortneuschöpfungen, Farbsymbolik sind Kennzeichen der
Lyrik. In der Malerei wird der Eindruck, den das Äußere auf einen empfindsamen Menschen macht, durch einen gefühlsbetonten, gestischen Duktus, expressive Farbe, das Aufheben der Raumillusion, die Formenzergliederung und durch Abstraktion ausgedrückt.