Nelly Sachs wurde am 10.12.1891 unter dem Namen Leonie Sachs als Tochter des jüdischen Fabrikanten William Sachs in Berlin geboren. Dank ihres großbürgerlichen Umfeldes wuchs sie behütet auf und genoss Privatunterricht, in dessen Rahmen sie früh in Berührung mit den deutschen Klassikern kam. Bereits 1908 begann sie erste Gedichte im Stil des
Impressionismus zu verfassen und stand in Korrespondenz mit
Hermann Hesse und Selma Lagerlöf. Ihre frühen Gedichte wurden in den 1920er Jahren in Literaturzeitschriften abgedruckt. Anfang der 1930er Jahre begann Sachs sich unter dem Eindruck der erstarkenden nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland verstärkt mit ihrer jüdischen Identität auseinanderzusetzen. Sie beschäftigte sich intensiv mit der literarischen Tradition und dem Schicksal des jüdischen Volkes sowie dem
Chassidismus und der
Kabbala. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 wurde das Werk der jüdischen Dichterin mit einem Publikationsverbot belegt und sie begann mehr und mehr um ihre Sicherheit zu fürchten. 1940 gelang ihr zusammen mit ihrer Mutter die Flucht nach Stockholm, wo sie bis zu ihrem Tod am 12.05.1970 lebte.
Ihr Werk, in dem Sachs vor allem das Schicksal der Juden, die Schrecken der Verfolgung und das Entsetzen der Judenvernichtung thematisiert, zeichnet sich durch einen stark elegischen, pathetischen Ton und eine depressiv-resignative Note aus. Vor allem ihre späten Gedichte weisen starke Einflüsse des französischen
Surrealismus auf. Nelly Sachs zählt zu den bedeutendsten Vertretern der sogenannten „Holocaust-Dichtung“ und wurde 1965 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und 1966 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.