Literarische Gattungen


Der Begriff Gattungen referiert auf zwei terminologische Bereiche der Literaturwissenschaft: zum einen die Arten und Formen der Dichtung wie Schwank, Ballade, Novelle usw. Zum anderen bezeichnet man damit die Grundformen der Dichtung: die Lyrik, die Epik und das Drama, die Goethe die drei „Naturformen der Poesie“ nennt.
Zu welcher Gattung ein Werk gehört, lässt sich meist an der Form und Art der Äußerungen erkennen. Jedoch lässt sich eine eindeutige Zuordnung nicht immer durchführen, da manche Formen (z. B. die Ballade) Merkmale aller drei Grundformen aufweisen.

Literarische Gattungen und Textsorten

Epik
Großformen
- Roman
- Epos
- Verserzählung
- Volksbuch
Mittlere Formen
- Erzählung
- Novelle
- Brief
Kleinformen
- Kurzgeschichte
- Fabel
- Parabel/Gleichnis
- Anekdote
- Märchen
- Sage/Legende
- Schwank
- Kalendergeschichte
- Reportage

Drama
Grundformen
- Tragödie (Trauerspiel)
- Tragikomödie
- Komödie (Lustspiel)
Sonderformen
- Volksstück
- Schwank
- Lehrstück
- Dokumentarstück
- Episches Theater
- Absurdes Theater
- Hörspiel

Lyrik
Formen des lyrischen Gedichts
- Sonett
- Ode
- Hymne
- Elegie
- Lied
Sonderformen
- Ballade
- Erzählgedicht
- Song
- Epigramm
- Konkrete Poesie
- Lautgedicht

Gattungsübergreifende Formen
Satire, Groteske, Parodie

Gattungsvergleich

So wichtig es ist, zunächst die wesentlichen Strukturmerkmale der drei Gattungen zu kennen und deren Bestand und Funktion im Text festzustellen, so verbietet die Lebendigkeit der Poesie ein enges Kästchendenken. Die Einteilung der poetischen Texte in Gattungen, also in Gruppen mit gemeinsamen Merkmalen, ist durchaus nicht unproblematisch. So muss man damit rechnen, dass z.B. in einem epischen Text auch dramatisch-szenische oder lyrisch-liedhafte Elemente vorhanden sind. Bei der Interpretation sind die Anteile der jeweils anderen Gattung zu bestimmen und in der Gesamtdeutung zu würdigen. Für die Schärfung des Blicks ist der Vergleich von Texten aus unterschiedlichen Gattungen sehr geeignet. Der berühmte Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) hat sich als Dramatiker und als Erzähler einen Namen gemacht. Immer wieder ging er an die Dichtung auch mit großer Spielfreude heran. „Die Panne" (1956) hat er sowohl als Erzählung als auch als Hörspiel geschrieben.