Geistesgeschichtliche/literaturgeschichtliche Interpretation

werkübergreifende Interpretation, bei der auf Wissen über den Kontext der Textproduktion zurückgegriffen wird.
Die geistesgeschichtliche Interpretation sieht ein dichterisches Werk in einem großen Strom typischer Ideen und Sichtweisen seiner Zeit. Geprüft wird, ob und wie Dichterkollegen und -kolleginnen sowie Repräsentanten aus Philosophie, Theologie, Kunst, Gesellschaftslehre, Naturwissenschaften etc. die Autorin/den Autor in ihrem/seinem Schaffen beeinflusst haben. Oft werden auch nur Parallelen zwischen einem dichterischen Text und den geistigen Strömungen während seiner Entstehungszeit festgestellt, ohne dass ursächliche Wirkungszusammenhänge nachgewiesen werden.
Die literaturgeschichtliche Methode ist eine Sonderform des geistesgeschichtlichen Verfahrens. Geprüft wird, wie ein Autor/eine Autorin im Epochenzusammenhang (z.B. Barock, Romantik, Expressionismus usw.), in dem er/sie sich befunden hat, beeinflusst worden ist und welche Deutungsmöglichkeiten sich auf Grund solcher Zusammenhänge ergeben. Diese Methode erlaubt es, Aussagen darüber zu machen, ob ein Autor mit seinen Texten für seine Zeit stilbildend war, ob er seiner Zeit vielleicht sogar voraus gewesen ist oder ob sein Text als epigonal (nachahmend) bezeichnet werden muss.

Interpretationsmethoden im Überblick