Alfred Lichtenstein wurde am 23.8.1889 in Berlin geboren. Er stammte aus einer jüdischen Textilfabrikantenfamilie. 1899–1909 besuchte er das Gymnasium und studierte 1909–1913 Jura in Berlin und Erlangen, wo er 1914 sein Studium mit der Dissertation „Die rechtswidrige öffentliche Aufführung von Bühnenwerken“ abschloss. Er begann bereits in seiner Schulzeit Gedichte zu verfassen. Seine Texte manifestieren die menschliche Bedrohung durch eine Weltkatastrophe, die sich nur kurze Zeit später mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges bewahrheiten sollte. 1913 war er als Einjährig-Freiwilliger in ein bayrisches Infanterieregiment eingetreten und musste nach der Mobilmachung gleich einrücken. Seine in dieser Zeit entstandenen Gedichte sind Zeugnisse der Verzweiflung über die Sinnlosigkeit des Krieges. Er starb nur wenige Wochen nach Kriegsbeginn am 25.9.1914 in Vermandovillers (Frankreich).
Alfred Lichtenstein gilt trotz seines frühen Todes und seines begrenzten Werkes als einer der aufsehenerregendsten Dichter der jungen Generation des
Expressionismus. In seinen Gedichten schuf er eine untrennbare Vereinigung aus Humor und Verzweiflung. Seine Gedichte nahmen großen Einfluss auf den
Dadaismus und die Kabarettlyrik der 1920er Jahre.