Komödie (Lustspiel)

(von griech. komos „festlicher, ausgelassener Umzug" und oidé „Gesang")
ein literarisches Bühnenstück mit komischem, heiterem Inhalt. Neben der Tragödie ist sie die wichtigste Form des europäischen Dramas.
Die Komödie basiert auf dem Urtrieb des Menschen, die Schwächen seiner Mitmenschen lächerlich zu machen. Komik entsteht durch harmlose Ungereimtheiten, die zum Lachen reizen, oder durch das lächerliche Missverhältnis von Schein und Sein von Personen, Situationen, Ereignissen und Worten. Was als komisch empfunden wird, hängt größtenteils von den geltenden moralischen Werten und Normen ab. Ihre literarische Ausprägung erfährt die Komik in einer eher lächelnden, verständnisvollen Haltung, dem Humor, oder einer beißenden Kritik, der Satire.
Der Begriff Lustspiel dient allgemein als Übersetzung für „Komödie“, es wurde aber auch versucht, beide voneinander abzugrenzen. Das Lustspiel wirkt danach heiter und versöhnlich und zielt auf ein Lachen ab, das dem Wissen um die Unzulänglichkeit des menschlichen Wesens entspringt.
Man unterscheidet grob drei Formen der Komödie. Bei der Situationskomödie geraten ganz normale Charaktere durch eine merkwürdige Verkettung von Umständen in eine komische Lage. Die Charakterkomödie stellt die Eigenschaft einer Figur übertrieben dar und macht sie lächerlich, in der Typenkomödie werden menschliche Schwächen von Charakteren mit bestimmten Merkmalen verkörpert und damit verspottet.
Die Theorie der Komödie ist nicht so umstritten wie die der Tragödie. Als feste Regel bestand neben den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Dramas von der Renaissance bis zum Aufkommen des bürgerlichen Trauerspiels die Ständeklausel: Nur bürgerliche Figuren dürfen für ihre menschlichen Schwächen der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
Die Anfänge der Komödie gehen zurück auf kultische Lieder; ihre erste klassische Ausprägung erfuhr sie bei Aristophanes. In Deutschland konnte sich die Komödie bis ins 19. Jh. nicht zu einer selbstständigen Form entfalten – abgesehen von Lessings „Minna von Barnhelm“ (1767). Herausragende Komödien des 19. Jh.s sind „Der zerbrochene Krug“ (1808) von Kleist, „Leonce und Lena“ (1836) von Büchner und „Weh dem, der lügt“ (1840) von Franz Grillparzer. Die moderne Komödie bildete groteske Formen aus, etwa im absurden Theater, bei Frisch oder der Tragikomödie Dürrenmatts. Eine über die Jahrhunderte gleich bleibende Besonderheit der Komödie ist, dass sie sich im Gegensatz zur Tragödie, die an das Gefühl des Zuschauers appelliert, an seinen Intellekt richtet und überwiegend von sozialen Gruppen und Typen handelt.

Formen der Komödie

Beispiel

Gotthold Ephraim Lessing
Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück (1767)

Fünfzehnter Auftritt (Ende)

Werner, Franziska

FRANZISKA vor sich.
Ja gewiß, es ist ein gar zu guter Mann! – So einer kömmt mir nicht wieder vor. – Es muß heraus! Schüchtern und verschämt sich Wernern nähernd. Herr Wachtmeister! –

WERNER der sich die Augen wischt.
Nu? –

FRANZISKA.
Herr Wachtmeister –

WERNER.
Was will Sie denn, Frauenzimmerchen?

FRANZISKA.
Seh Er mich einmal an, Herr Wachtmeister. –

WERNER.
Ich kann noch nicht; ich weiß nicht, was mir in die Augen gekommen.

FRANZISKA.
So seh Er mich doch an!

WERNER.
Ich fürchte, ich habe Sie schon zu viel angesehen, Frauenzimmerchen! – Nun, da seh ich Sie ja! Was gibts denn?

FRANZISKA.
Herr Wachtmeister – – braucht Er keine Frau Wachtmeisterin?

WERNER.
Ist das Ihr Ernst, Frauenzimmerchen?

FRANZISKA.
Mein völliger!

WERNER.
Zöge Sie wohl auch mit nach Persien?

FRANZISKA.
Wohin Er will!

WERNER.
Gewiß? – Holla! Herr Major! nicht groß getan! Nun habe ich wenigstens ein eben so gutes Mädchen, und einen eben so redlichen Freund, als Sie! – Geb Sie mir Ihre Hand, Frauenzimmerchen! Topp! – Über zehn Jahr ist Sie Frau Generalin, oder Witwe!

Ende der Minna von Barnhelm oder des Soldatenglücks


Aus: Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. In: ders.: Werke und Briefe in zwölf Bänden. Hrsg. von Klaus Bohnen. Bd. 6: Werke 1767–1769. Frankfurt/M. (Deutscher Klassiker Verlag) 1985.