Distichon

(von griech. di- „zwei" und stíchos „Vers, Zeile")
Strophe aus zwei Versen: einem daktylischen Vers mit sechs Versfüßen (Hexameter) und einem daktylischen Vers mit fünf Versfüßen (Pentameter)

Beispiel 1 (mit metrischer Notation)

Friedrich Schiller
Das Distichon (1796)
Auszug


Aus: Werke. Nationalausgabe. Hrsg. von Julius Petersen u.a. Weimar (Hermann Böhlaus Nachfolger) 1943 ff. Bd. 2.1.

Beispiel 2

Johann Wolfgang Goethe/Friedrich Schiller
Epigramme (1788–1805)

Das Höchste
Suchst du das Höchste, das Größte? Die Pflanze kann es dich lehren:
Was sie willenlos ist, sei du es wollend - das ists!

Aufgabe
Keiner sei gleich dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten.
Wie das zu machen? Es sei jeder vollendet in sich.

Schöne Individualität
Einig sollst du zwar sein, doch eines nicht mit dem Ganzen,
Durch die Vernunft bist du eins, einig mit ihm durch das Herz.
Stimme des Ganzen ist deine Vernunft, dein Herz bist du selber,
Wohl dir, wenn die Vernunft immer im Herzen dir wohnt.

Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen,
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.


Aus: Goethes Werke: Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Hrsg. von E. Trunz. Bd. 1: Gedichte und Epen. München (Hanser) 1998.