Motiv/Leitmotiv

Ein literarisches Motiv ist ein Element eines Textes, das im Text selbst wiederholt vorkommt oder einem Schema entspricht, das bereits in anderen Texten benutzt wurde.

Es gibt literarische Motive,

Motive lassen sich nicht nur inhaltlich voneinander abgrenzen, sondern auch formal. Es werden dabei folgende Motivgruppen unterschieden: primäre oder Kernmotive, sekundäre oder Rahmenmotive sowie detailbildende oder Füllmotive. Blinde Motive leiten den Leser in die Irre, sie sind für die Handlung irrelevant oder stehen sogar zu anderen im Text gesetzten Motiven im Widerspruch. Sie werden im Kriminalroman eingesetzt, um die Spannung zu erhöhen und den Leser auf falsche Fährten zu locken.

Aus der Musik übernommen ist der Begriff des Leitmotivs. Er bezeichnet eine wiederholt auftretende Tonfolge. Das literarische Leitmotiv ist eine wörtliche oder fast wörtliche Wiederkehr von Wortfolgen bzw. inhaltlich eng zusammenhängenden Äußerungen, die im Text an eine bestimmte Situation, Figur oder Stimmung geknüpft sind.

Das Motiv vom verlorenen Sohn

    Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
    nach Lukas 15,11-24
     
    11Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. 12Und der jüngere von ihnen
    sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab
    und Gut unter sie. 13Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles
    zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil durch mit
    Prassen. 14Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot
    über jenes Land, und er fing an zu darben 15und ging hin und hängte sich an einen
    Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. 16Und er
    begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand
    gab sie ihm. 17Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater,
    die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! 18Ich will mich aufmachen
    und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den
    Himmel und vor dir. 19Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße;
    mache mich zu einem deiner Tagelöhner! 20Und er machte sich auf und kam zu
    seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte
    ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. 21Der Sohn aber sprach zu ihm:
    Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr
    wert, dass ich dein Sohn heiße. 22Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt
    schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine
    Hand und Schuhe an seine Füße 23und bringt das gemästete Kalb und schlachtet’s;
    lasst uns essen und fröhlich sein! 24Denn mein Sohn war tot und ist wieder
    lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an,
    fröhlich zu sein.
    25Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er
    Singen und Tanzen 26und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre.
    27Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das
    gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat. 28Da wurde er zornig
    und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn. 29Er
    antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und
    habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass
    ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. 30Nun aber, da dieser dein Sohn
    gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das
    gemästete Kalb geschlachtet. 31Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit
    bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. 32Du solltest aber fröhlich und guten
    Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er
    war verloren und ist wieder gefunden
     
    Aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers in der revidierten Fassung von 1984. Stuttgart 1984.