(engl. „
Lied")
Die literarische Ahnenreihe des Songs beginnt wohl im späten
Mittelalter bei der dem
Schwank oder auch dem Mysterienspiel integrierten und zur Laute gesungenen Moritat, die später von der
Ballade abgelöst wird. Im heutigen Sinn tritt der Song zum ersten Mal bei den
Expressionisten auf, im sog. Überbrettl, dem literarischen Kabarett; hier hat er schon
satirisch-polemischen Charakter. Der Song richtet sich meist gegen literarische und politische Missstände.
Brecht macht ihn zum Mittel des
epischen Theaters. Dort unterbricht der Song die Handlung und hat häufig kommentierende Funktion, ähnlich dem Chor in der griechischen
Tragödie. Brecht bedient sich in seinem Song häufig eines archaisierenden, volksliedhaften oder bewusst vereinfachenden Stils. Der Song will belehren, provozieren und die Änderung des Bewusstseins bewirken. Er ist mit einfacher Musik verbunden und wird oft – in einem immer stärkeren Maße – zur Gitarre gesungen. Die verschiedenen neuen, gegen die Wohlstandsgesellschaft gerichteten Bewegungen der Jugend bedienen sich des politischen Protestsongs. Eine literarische, zu einem großen Teil schon in den modernen Kunst- und Kulturbetrieb integrierte Form erhält der Song dort, wo er in Form von Konzertabenden dargeboten und damit seiner eigentlichen Funktion entfremdet wird.