Impressionismus (1890–1910)

Das künstlerische Vorgehen des Naturalismus liegt in der möglichst naturgetreuen Abbildung der Wirklichkeit. In der Orientierung am Wahrnehmbaren nach exakter naturwissenschaftlicher Methode erhoffen sich die Dichter und Künstler eine umfassende Erkenntnis. Durch die Darstellungsmittel (Dichtung: phonografische Genauigkeit, Sekundenstil) ergibt sich allerdings oft erst aus der Zusammenschau vieler Einzelteile und aus der Distanz ein überschaubares Gesamtbild. Hierin liegt die Verwandtschaft des Naturalismus zum Impressionismus. Die Impressionisten hatten das Vertrauen in eine überlieferte Erkenntnis von den Dingen und damit in die Darstellung einer feststehenden Welt aufgegeben. Stattdessen stellten sie flüchtige Wirklichkeitsausschnitte dar, die auf der Oberfläche der Dinge in Bewegung und Veränderung begriffen sind. Erscheinungen werden unmittelbar wiedergegeben, so wie sie mit den Sinnen in jedem Augenblick wahrgenommen werden. Hierfür fanden die Dichter und Künstler sprachliche und kompositionelle Ausdrucksformen, die dieser Wahrnehmungsweise entsprechen (Dichtung: Lautmalerei, Farbadjektive, Vokalharmonie, Auflösung des Gegenständlichen in Eindrücke; Malerei: Auflösung der Konturen, Farbtupfer, lebendiger Duktus, Auflösung des Gegenständlichen in Licht). Der Effekt impressionistischer Dichtung und Malerei ist in der Konzentration auf das äußerlich Sichtbare zwar naturalistisch, im Gebrauch der formalen Mittel jedoch frei bis zur Abstraktion.

Epoche und geschichtliche Hintergründe

Wichtige Autoren und Werke

Arthur Schnitzler (1862–1931): Liebelei; Reigen (Dramen); Leutnant Gustl (Novelle)
Arno Holz (1863–1929): Phantasus (Gedichtsammlung)
Detlev von Liliencron (1844–1909): Gedichte