Jean Nicolas Arthur Rimbaud (1854–1891)

Der französische Dichter Jean Nicolas Arthur Rimbaud wurde am 20.10.1854 in Charleville als Sohn eines Infanteriehauptmanns geboren. Nach der Trennung der Eltern wuchs er bei der aus einer bäuerlichen Familie stammenden, sehr religiösen Mutter auf. Gegen deren strenge Erziehung lehnte sich Rimbaud früh auf. Im August 1870 unternahm er seinen ersten Ausbruchsversuch nach Paris. Nach seiner Verhaftung und einem kurzen Gefängnisaufenthalt kehrte er nach Charleville zurück. Im Oktober 1870 folgte ein neuer Ausbruch nach Belgien, die dritte missglückte Flucht zu Beginn 1871 in das Paris der Kommune bleibt umstritten. Im Oktober 1871 verließ Rimbaud Charleville endgültig und wohnte zusammen mit Verlaine auf dessen Einladung in Paris. Verlaine hatte Rimbaud seine ersten Gedichte gesandt. Im Juli 1872 unternahmen Rimbaud und Verlaine eine gemeinsame Reise nach Belgien und England. Nach einer kurzen Rückkehr zu seiner Familie traf Rimbaud im Juli 1873 in Brüssel erneut mit Verlaine zusammen, der ihn im Verlauf eines Streits durch einen Pistolenschuss an der Hand verletzte. Verlaine wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach dem Bruch mit Verlaine führte Rimbaud ein unstetes Wanderleben in England, Deutschland und Italien. 1874 beendete er jede literarische Tätigkeit. 1876 trat Rimbaud in die holländische Armee ein, desertierte in Sumatra und kehrte auf einem englischen Schiff zurück. 1876 hielt er sich in Wien auf. Seit 1880 lebte Rimbaud als Aufseher, Handelsvertreter und Waffenhändler in Ägypten und Zypern. 1891 kehrte er wegen einer Krankheit (Knietumor) nach Frankreich zurück, ihm wurde ein Bein amputiert. Rimbaud starb am 10.11.1891 in Marseille auf dem Weg nach Afrika ohne zu wissen, dass Verlaine ihn in den „Poètes maudits“ als Dichter bekannt gemacht hatte.
Jean Nicolas Arthur Rimbaud gilt als Vorläufer und Wegbereiter des Symbolismus und als typischer Dichter der Dekadenz. In seinen Gedichten, die alle in der Zeit bis 1874 verfasst wurden, verwandelt sich die Auflehnung des Heranwachsenden gegen seine Umgebung in glühenden Hass gegen den sozialen Konformismus der modernen Gesellschaft, gegen die Fesseln der Moral und der Religion. Rimbauds Dichtung ist Ausdruck eines emotionalen und intellektuellen Nihilismus und steht formal im Gegensatz zur Romantik. Ziel ist die Erneuerung der poetischen Inspiration und die Schaffung einer neuen dichterischen Sprache als Ausdrucksmöglichkeit einer transzendenten Realität, deren poetischer Vision Rimbaud durch methodisches „délire“ mit Haschisch und Orgien habhaft zu werden versuchte. Rimbaud übte einen außerordentlichen Einfluss auf die zeitgenössische Dichtung (Mallarmé), die moderne Lyrik des Surrealismus (A. Breton) und des Existentialismus aus.

Wichtige Werke

Une saison en enfer, Gedichte 1873 (= Ein Aufenthalt in der Hölle, 1907)
Les Illuminations, Gedichte 1887 (= Leuchtende Bilder, 1907)
Le reliquaire, Gedichte 1891
Poèmes, 1891
Poésies complètes, Gedichte 1895 hrsg. v. P. Verlaine