Genre (franz.) bedeutet „Art“, „Gattung“ oder „Wesen“. Der Begriff wurde schon früh von der Literaturwissenschaft auf die Filmwissenschaft übertragen. Anfangs diente die Einteilung von
Filmen in Genres vor allem der Verständigung zwischen Kinobesitzern und Filmverleihern. Die ersten Genre-Begriffe entstammten Literatur und Theater (z.B.
Drama,
Komödie, Romanze), beschrieben einfach das Thema eines Films (z.B. Kriegsfilm) oder bezeichneten filmische Produktionspraktiken (z.B. Trickfilm, Animationsfilm, Kunstfilm).
Mit der Standardisierung der Kinoproduktion während und nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Spezialisierung der Genre-Terminologie zu. Innerhalb der zwei Hauptrichtungen des Kinos – Melodram und Komödie – bildeten sich immer neue Subgenres heraus. Aus dem Typus Komödie beipielsweise entstanden die Genres Slapstick, Farce und Burleske, aus dem Melodram Suspense und Horror.
Die Genrefilmproduktion verwendet immer wiederkehrende
Handlungsmotive,
Erzählmuster und
Einstellungsfolgen. Ein Filmgenre wird erst nach einer gewissen Zeit erkannt. So wurde der erste Western „Der große Zugüberfall“ (1903) vorerst nicht als Western wahrgenommen. Erst mit der Zeit verdichteten sich die Produktionen zu einem Genre, der „Western“ entstand. Mit der Zeit wurden die herausgebildeten Schablonen zu Genre-Regeln, die auf alle Bereiche der Filmproduktion und -rezeption großen Einfluss ausüben. Auch die Verleiher arbeiten mit Genre-Regeln: Sie fassen das Kinopublikum zu Genre-Gruppen zusammen. Genrenamen, Titel, Symbole, Soundtrack, Handlungsmotive und Schauspieler spielen in der PR-Strategie der Produzenten und Film-Verleiher eine wichtige Rolle. Alle Filme gehören einem Filmgenre an. Wenn ein bestimmtes Genre jedoch schon bei der Entstehung des Films eine aktive Rolle spielt, spricht man von einem Genrefilm.
In den 60er und 70er Jahren lösten sich die klassischen Genregrenzen des Kinos auf. Ihre starren Einschränkungen führten zu langweiligen Vereinfachungen und begrenzten den Erfolg von Filmen auf kleine Zielgruppen. In den 80er Jahren begannen die jungen Regisseure des „New Hollywood“ jedoch eine Wiederbelebung des Genrefilms – indem sie in ihren Filmen Anleihen aus Klassikern verwendeten oder Remakes großer Filme drehten. Die Rückkehr zu bewährten Erfolgsmustern wird auch als Grundstein für den Wiederaufstieg Hollywoods gesehen (siehe
Film- und Kinogeschichte). Ausschlaggebend waren Filme wie „Der Pate“ (1971, Francis Ford Coppola) als Gangsterfilm, „Der weiße Hai“ (1974, Steven Spielberg) als Thriller und „Krieg der Sterne“ (1977, George Lucas) als Science-Fiction-Film. Die gleichen Filme begründeten die grundsätzliche Herstellung von Fortsetzungen (sogenannten Sequels) zu Blockbustern. So wurden beispielsweise zum Horrorfilm „Freitag, der 13.“ (1979, Sean S. Cunningham) neun zunehmend banale Fortsetzungen produziert.
Filme sind heute in verschiedenen
Medien zugänglich, die vorhandene Filmgenres prägen und zur Entstehung neuer Filmarten führen. Während Fernsehfilme allgemein den gleichen Genre-Regeln folgen wie für das Kino produzierte Filme, entstanden verschiedene Typen von Filmserien speziell für das Fernsehen, deren Produktion und Rezeption eigenen Regeln unterliegt. Dass Kino und Fernsehen inzwischen weniger Gegenspieler als sich ergänzende Medien sind, lässt sich aus den Biografien bekannter Filmschaffender ablesen. So begann Steven Spielberg seine beispiellose Karriere als 22jähriger mit der Arbeit an erfolgreichen Fernsehserien wie „Columbo“.
Film, DrehbuchFilm- und KinogeschichteLiteraturverfilmung