Gustaf Gründgens (1899–1963)

Gustaf Gründgens wurde als Sohn eines rheinischen Industriellen am 22.12.1899 in Düsseldorf geboren. Er besuchte 1906–1916 das Comenius-Gymnasium in Düsseldorf-Oberkassel und wurde 1917 als Kriegsfreiwilliger an die Westfront abkommandiert. Er schloss sich dem Fronttheater Aarlouis an und übernahm im letzten Kriegsjahr dessen Leitung. 1919/20 studierte Gründgens an der Düsseldorfer Theaterakademie. Von 1923 bis 1928 gehörte er dem Ensemble der Hamburger Kammerspiele an, wo er erste große Erfolge mit zumeist eigenen Inszenierungen feierte. Stark beeinflusst wurde seine Karriere durch die Begegnung mit Max Reinhardt, der ihn 1928 an das Deutsche Theater nach Berlin holte. Gründgens hatte mit modernen Inszenierungen Erfolge, trat aber auch als Kabarettist und Operettendarsteller auf. 1932/33 feierte er mit der Rolle des Mephisto in Goethes „Faust I“ und „Faust II“ triumphale Erfolge. Gründgens interpretierte den Faust mehr als 600 Mal. Die Darstellungen wurden in Bildbänden, auf Schallplatten und auch in dem als künstlerisches Vermächtnis gefeierten „Faust“-Film von 1960 in der Regie von Peter Gorski, der das Filmband in Gold erhielt, festgehalten. Obwohl seine künstlerische Leistung für das Theater als unbestritten gilt, wurde Gründgens Haltung zum Nationalsozialismus als sehr zwiespältig empfunden. Seine Begegnung mit Hermann Göring führte im Oktober 1934 zur Ernennung zum Intendanten des Berliner Staatstheaters. Im weiteren Verlauf wurde er zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten des deutschen Theaters. Gründgens erhielt den Titel eines Generalintendanten des Preußischen Staatstheaters und wurde als Staatsschauspieler anerkannt. Er inszenierte und spielte zusammen mit Emmy Sonnemann, der Gattin Görings, „Minna von Barnhelm“, 1941 und 1942 am Gendarmenmarkt die beiden „Faust“-Teile. Die Tatsache, dass Gründgens bis 1944 „jüdisch verheiratete“ und „halbjüdische“ Ensemblemitglieder vor den Nazis schützte, führte nach dem Krieg zu seiner raschen Entlassung aus der sowjetischen Internierung und zu seiner Wiederzulassung als Schauspieler und Regisseur im August 1946. Gründgens spielte zunächst wieder am Deutschen Theater Berlin und übernahm 1947/48 die Generalintendanz der Städtischen Bühnen Düsseldorf. 1955 wechselte er nochmals als Generalintendant und künstlerischer Leiter an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, wo er 1957 und 1958 im „Jahrhundert-Faust“ (Premiere am 21.04.1957) brillierte. Der erste Teil seiner „Faust“-Interpretation ging auf Welttournee und wurde sowohl in New York als auch in Moskau stürmisch gefeiert. 1963 zog sich Gründgens zurück und plante eine Weltreise. Am 7.10.1963 wurde er in den Morgenstunden tot in seinem Hotel in Manila aufgefunden, wobei ungeklärt blieb, ob sein Tod durch plötzliche Magenblutungen aufgrund einer unkontrollierten Tabletteneinnahme eintrat oder gezielter Selbstmord war.
Mit Gründgens nationalsozialistischer Vergangenheit setzte sich der 1965 in der Bundesrepublik erschienene, bereits 1936 im Exil publizierte „Mephisto“-Roman von Klaus Mann auseinander. 1966 wurde sein Erscheinen auf Antrag der Gründgens-Erben gerichtlich verboten, was den Bestsellererfolg des 1980 in der Taschenbuchausgabe erschienenen Romans bewirkte. Die Filmversion von István Szabós mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle wurde mit einem Oscar prämiert.

Wichtige Stationen

Städtische Bühnen Halberstadt 1920
Städtische Bühnen Kiel 1921
Theater in der Kommandantenstraße Berlin 1922
Kammerspiele Hamburg 1923
Preußisches Staatstheater 1932–1945
Staatliches Schauspielhaus Berlin 1934
Deutsches Theater Berlin 1946
Städtische Bühnen Düsseldorf, Generalintendant von 1947–1951
Schauspielhaus Düsseldorf, Geschäftsführer von 1951–1955
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Generalintendant von 1955–1962