Sammelbegriff verschiedener literarischer Gattungen wie gesellschaftskritische
Dramen, Theaterstücke,
Hörspiele,
Reportagen, Berichte, aber auch
lyrische Formen gleichermaßen.
Kennzeichnend für die dokumentarische Literatur ist die Verwendung von authentischen, historischem Material, das durch Auswahl, Anordnung und Aufbereitung zur Literatur wird und Zusammenhänge aufzeigen, Einsichten fördern und Handeln provozieren will. Dabei verfügt die dokumentarische Literatur über eine Tradition, die sich u.a. auf
Büchners Dramen „Woyzeck“ und „Dantons Tod“ ebenso berufen kann wie auf Theatertechniken des Regisseurs und Theaterleiters Erich Piscator und die Reportagen von
Egon Erwin Kisch. Auch
Seghers Hörspiel „Der Prozess der Jeanne d'Arc zu Rouen 1471“ (1936) stellt dokumentarische Literatur dar.
In den 1960er-Jahren dominierte die dokumentarische Literatur vor allem im Bereich des Dramas, sowohl in Deutschland als auch in Amerika. Es setzte sich die Bewegung gegen das
Absurde Theater wie gegen die
Brecht'schen Parabelstücke durch, denen man zu diesem Zeitpunkt politische Wirksamkeit absprach.
Eine Reihe von dokumentarischen Stücken erregte seit 1963 in der Theaterwelt Aufsehen, zum Beispiel
Rolf Hochhuths „Der Stellvertreter“, Heinar Kipphardts „In der Sache J. R. Oppenheimer“ (1964) und
Peter Weiss' „Die Ermittlung“ (1965). Dieses Theaterstück behandelt die Judenvernichtung in Auschwitz. Weiss nutzt dazu das Material der Frankfurter Auschwitz-Prozesse von 1962–1964.
Zwei Formen des dokumentarischen Theaters können voneinander unterschieden werden: die Prozessform, wie in Weiss' „Die Ermittlung“, in Rolf Schneiders „Der Prozess in Nürnberg“ (1968), in
Hans Magnus Enzensbergers „Das Verhör in Habanna“ (1970), und die Berichtform, die Fiktion und Dokumentation verbindet, so Hochhuths „Der Stellvertreter“.