Rainer Maria (eigentlich René Karl Wilhelm Johann Josef Maria) Rilke wurde am 4.12.1875 in Prag als Sohn eines Militär- und späteren Eisenbahnbeamten geboren. Er sollte die Offizierslaufbahn einschlagen und besuchte 1886–1891 die Militäranstalt St. Pölten, 1891/92 die Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen. Charakterlich verschlossen und einzelgängerisch brach Rilke die militärische Laufbahn ab, besuchte 1891/92 die Handelsakademie Linz und studierte schließlich Kunst- und Literaturgeschichte in Prag. 1897–1899 hielt er sich in München und Berlin auf und entschied sich für ein reines Dichterdasein. Rilke unternahm Reisen nach Italien und Russland, er begegnete
Tolstoj. 1900 zog er nach Worpswede und heiratete 1901 die Bildhauerin Clara Westhoff. 1902 nach Auflösung der Ehe übersiedelte er nach Paris und besuchte Italien, Dänemark und Schweden. Seit September 1905 lebte Rilke in Paris, dort schloss er Bekanntschaft mit dem Bildhauer Auguste Rodin, 1905/06 war er für acht Monate dessen Privatsekretär. Anschließend begann er ein erneutes Wanderleben, reiste nach Nordafrika und Spanien, weilte 1911/12 auf dem Schloss Duino bei Triest als Gast der Fürstin Marie von Thurn und Taxis. Den Ersten Weltkrieg verbrachte Rilke vorwiegend in München, kurze Zeit beim österreichischen Landsturm, zeitweilig im Wiener Kriegsarchiv, er wurde jedoch aus Gesundheitsgründen entlassen. Nach Kriegsende lebte er in der Schweiz. Er starb am 29.12.1926 in Valmont bei Montreux an Leukämie.
Rainer Maria Rilke gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten deutschsprachigen Lyriker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er selbst stand unter dem Eindruck des französischen
Symbolismus und der Formstrenge der bildenden Kunst, besonders Rodins. Durch seine hervorragende Sprach- und Formbegabung war Rilke ein meisterhafter Übersetzer.