(griech. „Wort, Erzählung, Lied, Gedicht")
die früheste erzählende Großform (
Epik).
Als breit angelegte Verserzählung ist das Epos durch seine gehobene, rhythmisch oder
metrisch gebundene Sprache (z.B. Hexameter, Alexandriner, Blankvers), die feste Gliederung in
Strophen und die Einteilung in Gesänge, Bücher oder Aventiuren gekennzeichnet. Die Geschichte des im Mittelpunkt stehenden Helden wird in epischer Breite und durch ständiges Wiederholen der zentralen Motive ausgeführt. So konnten die aus Götter- und Heldensagen geformten Epen ihre Wirkung besonders in jenen Frühzeiten auf das Publikum entfalten, als sie noch feierlich vorgetragen wurden (Oral Poetry).
Seinen Ursprung hat das Epos im Mythos, d.h. in Geschichten, die sich mit der Entstehung, dem Werden und Vergehen einer Kultur oder mit dem Glauben an Götter und heroische Menschen befassen. In streng hierarchisch aufgebauten, aristokratischen Gesellschaften konnten solche Erzählstoffe um Kampf und Bewährung, um Sieg und Niederlage, um Kulthandlungen und Feste vor allem dazu dienen, Vorbilder zu schaffen und die eigene Gruppe zu verherrlichen.
Im Einzelnen unterscheidet man von den frühen Hochkulturen bis ins 18. Jh. zwischen Volks- oder Heldenepos, Nationalepos und Tierepos.
Die ältesten überlieferten Volksepen sind das babylonische „Gilgamesch-Epos“ (2. Jt. v.Chr. sowie das indische Epos „Mahabharata“ (5. Jh. v.Chr.). Die Geschichte der abendländischen Heldenepen beginnt mit Homers „Ilias“ und „Odyssee“ (Griechenland) und der „Äneis“ (Rom). Ihre eigentlich große Zeit ist allerdings das
Mittelalter. Die bedeutendsten Heldenepen sind die aus Island stammende „Edda“ (um 1000), in England die Geschichte von „Beowulf“ (um 700), in Spanien der „Cid“ (um 1140), in Frankreich das „Rolandslied“ (um 1100) und die „Chansons de geste“ sowie in Deutschland das „Nibelungenlied“ (um 1200), „Gudrun und Dietrich“.