Karl May (1842–1912)

Karl May wurde am 25.2.1842 als fünftes von 13 Kindern des Webers Heinrich May und dessen Ehefrau Wilhelmine (geb. Weise) in Ernstthal/Sachsen geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Neun seiner Geschwister starben in frühester Kindheit, er selbst erblindete bereits kurz nach seiner Geburt, konnte aber 1847 geheilt werden. 1856–1861 absolvierte Karl May eine Ausbildung als Volksschullehrer in Waldheim/Sachsen. Wegen wiederholten Diebstahls musste er 1860 sein Studium kurzzeitig unterbrechen, 1861 verbüßte er eine sechswöchige Haftstrafe und wurde schließlich aus dem Schuldienst entlassen. Aufgrund finanzieller Notlagen beging er in den Folgejahren wiederholt Eigentumsdelikte und Betrügereien. Er prellte bei Gastwirten die Zeche, gab sich als vermögender Arzt, Polizist, Generalstaatsanwalt und Advokat aus. Insgesamt verbrachte er 7 Jahre im Arbeits- bzw. Zuchthaus. 1875–1878 erhielt Karl May eine Anstellung in Dresden als Redakteur der Wochenblätter „Der Beobachter an der Elbe“ und „Frohe Stunden“. Nach seiner Heirat mit Emma Pollmer 1880 arbeitete er mehrere Jahre als freier Schriftsteller und veröffentlichte erste Erzählungen (z.B. „Reiseabenteuer in Kurdistan“, „Die Todeskarawane“) und Kolportageromane („Hintertreppenromane“). Ab 1888 hatte er eine Festanstellung bei einem Stuttgarter Verlag und arbeitete für „Spemanns Illustrierte Knabenzeitung: Der gute Kamerad“. Ab 1892 erschienen seine Reiseerzählungen aus dem Nordwesten der USA und dem Vorderen Orient in höherer Auflage, zwischen 1893–1910 sein vierteiliger „Winnetou“-Roman. Ab 1896 verteilte er Visitenkarten mit der Aufschrift „Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand/Radebeul Dresden/Villa Shatterhand“, unter seinem Foto im Verlagsprospekt stand „Old Shatterhand (Dr. Karl May) mit Winnetous Silberbüchse“. 1899/1900 war Karl May das erste Mal persönlich im Orient, 1908 das erste Mal in den USA. Sein Spätwerk wurde kaum zur Kenntnis genommen. Am 30.3.1912 starb Karl May in Radebeul bei Dresden infolge eines Herzschlags.
Im Mittelpunkt von Karl Mays erfolgreichsten phantastisch-exotischen Abenteuerromanen standen immer positive Heldentypen, die den Verbrechern stets körperlich und moralisch überlegen waren und Verfolgten in Notlagen halfen. Seine Geschichten spielen überwiegend bei den Indianerstämmen Nordamerikas und im Vorderen Orient. Persönlich besucht hatte Kar May die detailliert beschriebenen Schauplätze vor dem Erscheinen eines Werkes meist nicht.

Wichtige Werke

Der beiden Quitzows letzte Fahrten, Historischer Roman 1876
Im Sonnenthau, Erzgebirgische Dorfgeschichten 1877–1880
Der Waldläufer, Roman (nach Gabriel Ferry) 1879
Der Schatz im Silbersee, Erzählung 1890/91
Der Ölprinz, Erzählung 1893/94
Winnetou I-IV, Abenteuerroman 1893–1910
Old Surehand I-III, Abenteurroman 1894–1896
Mein Leben und Streben, Autobiographie 1908–1910