Reiner Kunze wurde am 16.8.1933 in Oelsnitz/Erzgebirge als Bergarbeitersohn geboren. 1951–1955 studierte er Philosophie und Journalistik in Leipzig. 1955–1959 war er dort wissenschaftlicher Assistent an der journalistischen Fakultät, nach politischen Schwierigkeiten musste er die Universität vor Abschluss seiner Promotion verlassen. Er arbeitete anschließend als Hilfsschlosser im Schwermaschinenbau; seit 1962 lebte er als freischaffender Schriftsteller in Greiz/Thüringen. Nach der Niederschlagung des
Prager Frühlings in der Tschechoslowakei trat Kunze 1968 aus der SED aus. Seither wurde er von der Staatssicherheit überwacht, die Veröffentlichung
literarischer Texte in der DDR wurde ihm nahezu unmöglich. Nach dem Ausschluss aus dem DDR-Schriftstellerverband und Kunzes Protest gegen die Ausbürgerung
Wolf Biermanns reiste er 1977 in die BRD aus. Seitdem lebt Kunze als freier Schriftsteller in Obernzell-Erlau bei Passau.
Reiner Kunze ist ein vielseitiger Lyriker, bei dem sich schlicht-volkstümliche Verse ebenso finden wie Anklänge an
Brecht. Er nutzt häufig hintergründige
Ironie und Sarkasmus, um Themen wie Individualismus und Subjektivität sowie die Kollektivierung des Individuums durch die
DDR-Kulturpolitik zu behandeln. Auch seine prägnante Kurzprosa widmet sich vor allem der Beschreibung und Offenlegung des Alltags im Obrigkeitsstaat.