Bänkelsang kommt von der Bank, auf der der Bänkelsänger seinen Vortrag hielt. Das Wort wird zum ersten Mal 1709 erwähnt. Den Begriff des Bänkelsängers hat
Johann Christoph Gottsched 1730 in seiner „Christlichen Dichtkunst“ verwendet.
Die Bänkelsänger hielten ihren Vortrag, indem sie zusätzlich auf Schilder gemalte Bilder vorzeigten und ihn mit Musikinstrumenten wie Geige, Akkordeon oder Drehorgel begleiteten. Zudem verkauften sie bebilderte Texthefte. Der Bänkelsang hatte meist eine Moritat (wohl nicht von Mordtat, sondern aus dem Rotwelschen more = Schrecken, Furcht, Geschrei) zum Thema. Er wurzelte in der Tradition des Zeitungssanges der frühen Neuzeit, dem mündlichen Ausrufen von Nachrichten (= Zeitung). Die Bänkelsänger traten in Gassen und Höfen, auf Märkten und Messen auf und sprachen das Volk an. Im Gegensatz zu ihrer hohen Publikumswirksamkeit stand das niedere soziale Ansehen der Bänkelsänger. Zum Gassenhauer (zusammengesetzt aus Gasse und hauen im Sinne von laufen), der Bezeichnung für ein einprägsames, künstlerisch anspruchsloses, aber sehr erfolgreiches
Lied innerhalb der städtischen Bevölkerung, wurde das Lied des Bänkelsängers leicht, wenn seine Einprägsamkeit und seine Aktualität ihm die nötige Beachtung und Popularität verliehen.
Das Aufbaumuster der Moritaten war schlicht. Eine Aufsehen erregende Mordtat störte die göttliche Ordnung, die durch die weltliche Obrigkeit oder eine schicksalhafte Fügung wiederhergestellt wurde. Dabei wurde nicht mit Sentimentalität und Rührseligkeit gespart. Der Bänkelsang verfolgte moralische Absichten. Er sollte das Vertrauen in die weltliche Ordnung festigen, gleichzeitig aber auch die Sensationslust des Publikums befriedigen. Den Bänkelsang griff das Kabarett der Jahrhundertwende parodierend auf.
Frank Wedekinds „11 Scharfrichter“ knüpfen am Bänkelsang an. Auch die
Songs in
Brechts Dramen schöpfen zum Teil aus diesen Quellen. Relikt der vergangenen, durch die modernen Medien verdrängten Zeit der Bänkelsänger ist der Schichtl auf dem Münchner Oktoberfest.