Intertextualität

die Bezugnahme eines Textes auf andere, frühere Texte (so genannte Prätexte) in Form von Zitaten, Anspielungen, Adaptionen, Paraphrasen u. a.
Vorausgesetzt werden Beziehungen eines Textes zu anderen Texten, gefragt wird nach dem Modus dieser Beziehungen. Eine Grundvorstellung von Intertextualität ist, dass jeder Dichter vorgängig Leser und jedes Erzählen als Textproduzieren eine Folge von Lesen ist. Der Textbegriff ist dabei weit gefasst; er umfasst geradezu alles von einem Schriftstück über die Bandbreite der medialen Texte bis zum kulturellen System, das als Zeichensystem (Textur) gelesen wird. Mittels der Intertextualität erfolgt über einen Text der Zugang zu anderen Texten; der eben gelesene Text ruft im Repertoire des Lesers einen anderen Text (oder viele andere Texte) als Referenz hervor und begünstigt die Entdeckung von Relationen zwischen scheinbar unverbundenen Texten. Die Funktion von Intertextualität kann sehr vielfältig sein. So kann der Prätext kritisiert, ironisiert oder umgedeutet werden sowie auch dem eigenen Text erst einen Sinn zuschreiben. Als Theorie bezieht die Intertextualität eine ausdrückliche Gegenposition zu literaturwissenschaftlichen Festlegungen von Sinn und Bedeutung, von Autorindividualität und Werkeinheit. Der Text, der dem Leser als ein Gedicht oder als Buch, jedenfalls in einem geschlossenen gedruckten Rahmen entgegentritt, wird in ein Netzwerk von Spuren aufgelöst. Die Beziehung zwischen Texten erfolgt zum einen unmittelbar über die Produktionstätigkeit des Autors, zum anderen über die Rezeptionsarbeit des Lesers, der als Koautor ernst genommen wird (Anknüpfung an die Rezeptionsästhetik).

Text- und Bezugsebene