Heinrich (Wilhelm) von Kleist wurde am 18.10.1777 in Frankfurt/Oder in eine preußische Offiziersfamilie geboren. Er trat der Familientradition gemäß 1792 in den Militärdienst ein, nahm an der Belagerung von Mainz 1793 und am Rheinfeldzug 1796 teil. 1797 wurde er Leutnant, im April 1799 jedoch verließ er das Militär auf eigenen Wunsch und begann, Philosophie, Physik, Mathematik und Staatswissenschaften in Frankfurt/Oder zu studieren. Erschüttert von
Kants Erkenntniskritik gab er sein Studium 1800 auf. In den folgenden Jahren führte er ein unstetes Leben; auf der Suche nach sich selbst unternahm Kleist zahlreiche Reisen. Er schloss Bekanntschaft mit
Goethe und
Schiller. Bei einem Aufenthalt in Paris kam es 1803 zum seelischen Zusammenbruch Kleists. Nach seiner Erholung setzte er sein unruhiges Leben fort. Er war zeitweise im Staatsdienst tätig, wurde von den Franzosen als angeblicher Spion verhaftet. 1807–1809 hielt Kleist sich in Dresden auf und traf dort A. Müller,
Tieck und
Varnhagen. 1810 kehrte er nach Berlin zurück und war dort mit A. Müller Herausgeber der
Berliner Abendblätter, bis diese wegen Zensurschwierigkeiten eingestellt wurden. Von seinem literarischen Scheitern überzeugt, beging Kleist am 21.11.1811 gemeinsam mit der unheilbar kranken Freundin Henriette Vogel Selbstmord am Wannsee bei Potsdam.
Heinrich von Kleist steht als Dichter zwischen
Klassik und
Romantik. Seine dramatischen, lyrischen wie erzählerischen Werke genügen in der Radikalität und Unversöhnlichkeit ihrer Aussage klassischen Maßstäben ebenso wenig wie sie mit der scheinbaren Kälte und Objektivität ihrer Sprache romantischen Idealen gerecht werden. Kleist wurde von seinen Zeitgenossen auf tragische Weise verkannt und unterschätzt.