Gottfried von Straßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts geboren und starb Anfang des 13. Jahrhunderts. Die Lebensumstände des
mittelalterlichen Dichters sind fast vollständig unbekannt. Da er von anderen Autoren „Meister“ genannt wird, hält man ihn nicht für einen Ritter, sondern für einen auf einer Kloster- oder Domschule gebildeten nichtadligen Stadtbürger. Dafür spricht auch seine erstaunliche Bildung und Gelehrtheit. Vermutlich stand Gottfried in irgendeiner Beziehung zum bischöflichen Hof und der vornehmen Gesellschaft Straßburgs.
Neben
Hartmann von Aue und
Wolfram von Eschenbach ist Gottfried von Straßburg der dritte bedeutende Verfasser mittelhochdeutscher
Versepen. Er schrieb zwischen 1205 und 1215 das wohl durch seinen Tod unvollendet gebliebene höfische Epos „Tristan und Isolde“. Der mittelalterlichen Auffassung von Literatur entsprechend, erfand er die geschilderte Handlung nicht neu, sondern bearbeitete literarische und mündlich tradierte Stoffe. Seine psychologisch und philosophisch tiefgründigen Reflexionen und seine einzigartig formenreiche, nuancierte und musikalisch durchgeformte Sprache machen seine Version des Tristan-Stoffes zu einer der zeitlos gültigen Liebesgeschichten der Weltliteratur. Einige weitere
Sprüche und
Lieder wurden Gottfried von Straßburg zugeschrieben, deren Autorschaft ist jedoch unsicher.