Madrigalvers

ein sehr frei gestalteter, alternierender Vers, der gereimt und auch reimlos (= „Waisen“) vorkommt. Die Betonungszahl ist frei und die Verslänge variiert folglich.
Aus Italien kommend waren Madrigale ursprünglich von Hirten gesungene Lieder, ab dem 14. Jahrhundert wurden sie zu Kunstliedern umgestaltet und oft als mehrstimmige Chorlieder gesungen. Nach Deutschland kam der Madrigalvers im 16. Jahrhundert, wurde insbesondere in der gebildeten Diskussion der Aufklärung verwendet und schließlich in der Lyrik (bes. Anakreontik und Romantik) nachgebildet.

Beispiel 1 (mit metrischer Notation)

Johann Wolfgang Goethe
Faust I (1806)
Auszug


Aus: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Hrsg. von Erich Trunz. Bd. 1: Gedichte und Epen. München (dtv) 1998.

Beispiel 2

Johann Wolfgang Goethe
Mahomets Gesang (1773)

Sehet den Felsenquell,
Freudehell
Wie ein Sternenblick!
Über Wolken
Nährten seine Jugend
Gute Geister
Zwischen Klippen.

Aus: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Hrsg. von Erich Trunz. Bd. 1: Gedichte und Epen. München (dtv) 1998.