Memento Mori

Das Memento Mori (lat. „Gedenke des Todes!“) ist eine Mahnung, sich des sterblichen Lebens bewusst zu sein. Im Barock war der Tod ein oft aufgegriffenes Thema in Literatur, Bildender Kunst und Musik. Zahlreiche Texte, Gemälde und Skulpturen aus jener Zeit zeugen davon.
Im Barock galten Leben und Tod als allgemeines und allgegenwärtiges Gesetz, dem sich jeder Einzelne zu beugen hatte. Die in der Religion begründete Auffassung vom Tod einerseits als Erlösung und Übergang in das Reich Gottes und andererseits als Strafe und Folge der irdischen Sünde bestimmte in jener Zeit das Weltbild, so dass die ständige Gegenwart des Todes auch im Alltag akzeptiert und gelebt wurde. Ursprünglich entstammt der Begriff Memento Mori einem um 1070/80 entstandenen Gedicht eines gewissen Noker oder Noggerus, der vermutlich Abt des Klosters Zwiefalten in Baden-Württemberg war.

Beispiel

Andreas Gryphius
Thränen deß Vaterlandes (Anno 1636)

WIr sind doch nunmehr gantz / ja mehr denn gantz verheeret!
Der frechen Völcker Schar / die rasende Posaun
Das vom Blutt fette Schwerdt / die donnernde Carthaun.
Hat aller Schweiß / vnd Fleiß / vnd Vorrath auff gezehret.
Die Türme stehn in Glutt / die Kirch ist vmbgekehret.
Das Rahthaus ligt im Graus / die Starcken sind zerhaun.
Die Jungfraun sind geschänd’t / vnd wo wir hin nur schaun
Ist Feuer / Pest / vnd Tod / der Hertz vnd Geist durchfähret.
Hier durch die Schantz vnd Stadt / rinnt allzeit frisches Blutt.
Dreymal sind schon sechs Jahr / als vnser Ströme Flutt /
Von so viel Leichen schwer / sich langsam fortgedrungen
Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod /
Was grimmer denn die Pest / vnd Glutt vnd Hungersnoth
Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen.


Aus: Freuden vnd Trauer-Spiele auch Oden vnd Sonnette sampt Herr Peter Squentz Schimpff-Spiel. Sonnette. Das Erste Buch. S. 14f. (1658); Johannes Lischke, Breßlau.
Quelle: http://de.wikisource.org/wiki/Thr%C3%A4nen_de%C3%9F_Vaterlandes_Anno_1636. (Stand: November 2012)