Ernst Toller (1893–1939)

Ernst Toller wurde am 1.12.1893 in Samotschin (heute: Szamocin) bei Bromberg (Posen) geboren. Er stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. 1900–1913 besuchte er eine Privatschule und das Realgymnasium in Bromberg. 1914 studierte er Jura an der Ausländeruniversität in Grenoble, kehrte aber im gleichen Jahr nach Deutschland zurück, um als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teilzunehmen. 1916, während der Kämpfe vor Verdun, wandelte er sich zu einem entschiedenen Kriegsgegner und wurde nach einer Verwundung aus der Armee entlassen. Nun begann sein Streben nach Pazifismus und Sozialismus, von dem er sich eine brüderliche Menschheit erhoffte. Er setzte sein Studium in München und Heidelberg fort. Unter dem Einfluss von Kurt Eisner und Gustav Landauer wendete er sich dem idealistischen Sozialismus zu und nahm aktiv an der Antikriegsbewegung teil. 1917 wurde er das erste Mal wegen seines pazifistischen Wirkens verhaftet. 1918 nahm er am Streik der Munitionsarbeiter in München teil. Als Mitglied der USPD beteiligte er sich an der Novemberrevolution in München. Nach der Ermordung Kurt Eisners wurde er Vorsitzender der USPD und des Zentralrats der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte Bayerns und damit Staatsoberhaupt der ersten Bayrischen Räterepublik. Nach der Niederwerfung der Rätetruppen wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt. Während der Haft wurde er zum bekanntesten Dramatiker der Weimarer Republik. Er distanzierte sich von der USPD und verzichtete auf parteipolitische Tätigkeiten. Schon früh warnte er vor dem aufkommenden Nationalsozialismus, der ihn zur Emigration in die USA zwang. Wachsender Zweifel an Sinn und Erfolg einer gewaltlosen Bewegung für Freiheit und Solidarität trieben ihn in Resignation, Depression und letztlich in den Selbstmord. Er starb am 22.5.1939 in New York.
Ernst Tollers Werk wurde in 20 Sprachen übersetzt. Er war das Leitbild der zwischen politischem Aktivismus und ästhetischem Experiment zerrissenen Literatur. Sein Aufstieg vollzog sich gleichzeitig mit der Entfaltung des Expressionismus.

Wichtige Werke

Die Wandlung, Drama 1919
Masse-Mensch, Drama 1921
Der Tag des Proletariats, Gedichte 1921
Hoppla, wir leben!, Drama 1927
Die Feuerkantate, Gedichte 1937