Wie alle künstlerischen
Gattungen hat auch der
Film seine eigene Geschichte, die hier nur in groben Umrissen dargestellt werden kann.
1891 meldete der Erfinder Edison sein Patent auf den Kinetoscope-Guckkasten an, und 1895 fanden die ersten Projektionen von Filmen vor zahlendem Publikum durch die Brüder Lumière statt. Diese Ereignisse markieren den Beginn der Filmgeschichte – einer kontinuierlichen Entwicklung von immer neuen Geräten zur Präsentation von laufenden Bildern. Laterna Magica, Kinofilm und Fernsehen gehören als Elemente eines noch längst nicht abgeschlossenen Entwicklungsprozesses zusammen. Seit der Erfindung des Kinos wurden Gerichtsprozesse um Patente und Gewinnverteilungen geführt, wurden Monopole gebildet und wieder aufgelöst. Die Ökonomie war Motor vieler Entwicklungen und beeinflusst die Entwicklung des
Mediums Film bis heute nachhaltig.
Zwischen 1896 und 1912 entwickelte sich das Kino von einer Varieté- und Jahrmarktsattraktion zu einer selbstständigen Wirtschaftsbranche und Kunstform. Diese Phase wird als Frühgeschichte des Films bezeichnet. Das eigentliche Kino begann als Attraktion in Großstädten wie New York, Paris, Wien, London und Berlin, es verbreitete sich jedoch explosionsartig und verdrängte andere Formen der Unterhaltung, wo immer es auftauchte. Die Jahre von 1913 bis 1927 bildeten die Zeit der Stummfilme. Genau genommen waren Stummfilme gar nicht „stumm“, da ihre Vorführung grundsätzlich von Musik begleitet wurde. Mitte der 20er Jahre hatte sich der Stummfilm bereits als wichtigste Unterhaltungsform etabliert. Im Europa der 20er Jahre versuchten Filmkünstler, der Vorherrschaft Hollywoods durch Zusammenarbeit auf europäischer Ebene entgegenzutreten. Einer der energischsten Vertreter dieser Idee war der deutsche UFA-Produzent Erich Pommer. Doch mit der Einführung des Tonfilms und der nun notwendigen Synchronisation in die jeweilige Landessprache hatte die europäische Filmindustrie mit ihren vielen verschiedenen Sprachen keine gemeinsame Identität mehr.
1932 war der technische Umbruch zum Tonfilm vollzogen. Die Filmstudios arbeiteten als straff geführte Film-Fabriken, und Hollywood hatte seine unbestrittene Vormachtstellung gesichert. Die Jahre von 1932 bis 1946 werden als „goldene Ära“ Hollywoods bezeichnet. 1946, in Hollywoods bestem Jahr, beliefen sich die Kino-Einnahmen auf 1,7 Milliarden Dollar. Die Einführung des Fernsehens Anfang der 50er Jahre wirkte sich allerdings verheerend auf die Studios aus.
Das Fernsehen war in den 50er Jahren nicht die einzige Herausforderung, vor die Hollywood sich gestellt sah. Filmfestivals und Filmklubs blühten auf. Vor allem in Europa entwickelte sich ein unabhängiges Kino. Ein neues Bewusstsein für politische und soziale Werte stärkte den Film in Europa, Osteuropa, Lateinamerika, Afrika und Asien, aber auch in den Vereinigten Staaten. Das Kino spaltete sich in dieser Zeit in einen populären und einen eher elitären Zweig auf. Eine der bedeutsamsten Entwicklungen im Europa der ausgehenden 50er Jahre war das Aufkommen der französischen Neuen Welle (Nouvelle Vague). Nahezu zeitgleich entstand in England das Free Cinema und mit dem Oberhausener Manifest von 1962 meldete sich auch der Junge Deutsche Film zu Wort. In Amerika entstand das Autorenkino. Auch das asiatische Kino fand erstmals internationale Anerkennung.
Ende der 70er Jahre verloren diese „Wellen“ an Bedeutung, nachdem sie einen Erneuerungsprozess im Mainstream-Kino – sowohl in den USA als auch in Europa – bewirkt hatten. Eine neue Generation von Filmemachern (die so genannten „movie brats“), durch das Fernsehen und eine universitäre Film-Ausbildung geprägt, stellte die Regiestars des „New Hollywood“ der 80er. Zu ihr gehörten Francis Ford Coppola, Steven Spielberg, Martin Scorsese und Woody Allen. Die Ära des sogenannten „postmodernen“ Films begann. Während sich das Kino derzeit kaum ästhetisch weiterentwickelt, wird es stark durch neue technische Entwicklungen geprägt. Längst werden Kinofilme durch Videokassetten, Satelliten- und Kabelfernsehen, Internet, DVD und Computerspiele ergänzt. Den Film kann man heute als Synthese all jener Technologien begreifen. Das Kino entwickelt sich zum digitalen Medium – und so wie die Erfindung des Fernsehens Spuren im Kino hinterlassen hat, wird auch diese Entwicklung das Medium Film neu interpretieren.
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