Gerhart Hauptmann (1862–1946)

Gerhart Hauptmann wurde am 15.11.1862 als Sohn eines Gasthofbesitzers in Ober-Salzbrunn/Schlesien geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. 1874–1878 besuchte er die Realschule und fing 1878 eine Landwirtschaftslehre auf dem Rittergut eines Onkels an, die er aber nach einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. 1880 trat er als Schüler Robert Härtels in die Bildhauerklasse der Königlichen Kunstschule Breslau ein und nahm als Gasthörer an Vorlesungen der Naturwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Jena und Berlin teil.
1883 unternahm er eine Seereise von Hamburg nach Rom, wo er bis 1884 als Bildhauer arbeitete. Nach seiner Rückkehr besuchte er 1884 die Zeichenklasse der Kunstakademie Dresden. 1885 heiratete er die Großkaufmannstochter Marie Thienemann, deren Besitz Hauptmann wirtschaftlich unabhängig machte. 1885–1888 lebte er in Erkner bei Berlin als freier Schriftsteller und unternahm 1894 seine erste Amerikareise. 1901 übersiedelte Hauptmann nach Agnetendorf im Riesengebirge, behielt aber in Berlin, Dresden und auf den Inseln Hiddensee und Rügen sowie in Italien Wohnsitze. Nach der Ehescheidung von Marie Thienemann heiratete Hauptmann 1904 Margarete Marschalk. 1912 wurde Hauptmann der Literaturnobelpreis verliehen. Zur Enttäuschung vieler äußerte er sich nicht zur politischen Lage in Deutschland während des Hitler-Regimes, sondern zog sich aus dem öffentlichen Leben nach Agnetendorf zurück. Dort starb er am 28.7.1946 und wurde in Kloster/Hiddensee beigesetzt.
Gerhart Hauptmann ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des 19./20. Jahrhunderts. Er ist der Hauptvertreter des deutschsprachigen naturalistischen Dramas. Grundthemen seiner Dramen sind die Not des Einzelnen, der proletarischen Massen und die religiöse Urfrage. Er zeigt Charaktere, die an ihrer eigenen Triebhaftigkeit und der Teilnahmslosigkeit der Umwelt zugrunde gehen. Neben Dramen verfasste er Mischformen von Dichtung und Autobiographie, Romane und Essays.

Wichtige Werke

Promethidenloos, Epos 1885
Vor Sonnenaufgang, Drama 1889
Einsame Menschen, Drama 1891
Der Apostel. Bahnwärter Thiel, Novellen 1892
De Waber, Drama 1892 (hochdt. Die Weber, 1892)
Der Biberpelz, Komödie 1893
Hannele, Drama 1894 (u. d. T. Hanneles Himmelfahrt, 1896)
Florian Geyer, Drama 1896
Die versunkene Glocke, Drama 1897
Fuhrmann Henschel, Drama 1899
Michael Kramer, Drama 1900
Der rote Hahn, Tragikomödie 1901
Der arme Heinrich, Drama 1902
Rose Bernd, Drama 1903
Und Pippa tanzt, Drama 1906
Die Jungfern vom Bischofsberg, Lustspiel 1907
Griechischer Frühling, Tagebuch 1908
Die Ratten, Tragikomödie 1911
Atlantis, Roman 1912
Winterballade, Drama 1917
Die schwarze Maske. Hexenritt, Dramen 1929
Die Hochzeit auf Buchenhorst, Erzählung 1932
Vor Sonnenuntergang, Drama 1932
Die goldene Harfe, Drama 1933
Hamlet in Wittenberg, Drama 1935
Im Wirbel der Berufung, Autobiografie 1936
Iphigenie in Delphi, Tragödie 1941
Magnus Garbe, Tragödie 1942
Der große Traum, Dichtung 1942 (erw. 1956)
Der Schuß im Park, Novelle 1942

Posthum:
Die Finsternisse, Drama 1947
Mignon, Novelle 1947
Agamemnons Tod. Elektra, Tragödien 1948
Herbert Engelmann, Dr. (ergänzt v. C. Zuckmayer), 1952
Winckelmann. Das Verhängnis, Roman 1954 (vollendet F. Thieß)
Die großen Beichten, Autobiografie 1966
Italienische Reise, Tagebuch 1966