Roman ist eine
Großgattung der Erzähldichtung (
Epik), die sich durch die Prosaform vom
Epos oder dem Versroman, durch ihren Umfang und die komplexe Gestaltung der Handlung von epischen Kleinformen wie
Novelle,
Erzählung oder
Kurzgeschichte unterscheidet. Der Begriff kommt aus Frankreich, wo man im 12. Jh. den im gelehrten Latein verfassten Schriften („lingua latina“) die in der Volkssprache der „lingua romana“ geschriebenen Texte entgegensetzte. Später bezeichnete das Wort Roman jegliche Art von Prosaschriften im Gegensatz zu Versdichtungen. Heute ist Roman als die verbreitetste unter allen Gattungen vielfach zum Synonym für Dichtung überhaupt geworden.
Man kann den Roman als eine Weiterentwicklung des Epos in Prosa bezeichnen. Allerdings gibt es im Roman keine mythische Verankerung des Geschehens mehr, auch fehlt die einseitige Typisierung des Helden. Kennzeichnend ist vielmehr, dass die handelnden Personen – vorzüglich natürlich der Held – individuelle Charakterzüge annehmen und die Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung haben. War der Held im Epos noch eingebunden in unverrückbare Ordnungsmuster und in eine überschaubare Welt, so sieht sich der Roman-Held – vor allem in der Moderne – mit einer komplexen und sich stetig wandelnden Wirklichkeit konfrontiert.
War der Roman vom ausgehenden Mittelalter bis ins 17. Jh. noch vielfach auf das Thema „Liebesgeschichte" festgelegt, so entwickelte er sich danach zunehmend zu einem Spiegelbild der gesellschaftlichen Realität. Dabei entstand ein Formenreichtum, der eine systematische Einteilung unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte schwer macht. So sind thematische Gliederungen wie Bildungs-, Erziehungs-, Gesellschafts- und Staatsroman ebenso möglich wie Einteilungen nach inhaltlichen bzw. personenbezogenen Gesichtspunkten: Abenteuer-, Ritter-, Räuber-, Schelmen-, Künstler-, Großstadt-, Heimat-, Kriminalroman (Kriminalerzählung) oder Robinsonade. Nach Aussageweise und Autorabsicht lassen sich Zuordnungen vornehmen in den empfindsamen, idealistischen, realistischen, satirischen, humoristischen, fantastischen (
Fantastische Literatur), didaktischen, erbaulichen oder religiösen Roman. Ferner kann man daran denken, den Roman unter den Aspekten des äußeren Aufbaus (Brief-, Tagebuch-, Chronik- oder Fortsetzungsroman) sowie der Erzählsituation zu betrachten. Der Literaturwissenschaftler Franz K. Stanzel hat dazu die Unterscheidung in die drei Erzählsituationen Ich, auktorial und personal (
Erzähler) vorgeschlagen. Schließlich bietet sich eine Einteilung nach Wertungskriterien an, die den künstlerisch hoch stehenden Roman vom Schund-, Trivial- oder Unterhaltungsroman (Trivialliteratur) trennt.