Flugschrift (nach franz. feuille volante) bezeichnet eine mehrere Textseiten umfassende, meist ungebundene Broschüre kleineren Formats, die an die breite Masse gerichtet ist, propagandistische Ziele verfolgt und bestrebt ist, die Zensurbehörden zu unterlaufen. Aus diesem Grund bleiben die Verfasser häufig anonym. Die Flugschrift verdrängte Bezeichnungen wie Broschüre, Pamphlet, Pasquill.
Im Gegensatz zur Flugschrift steht das Flugblatt, welches nur ein- oder zweiseitig bedruckt und meist illustriert ist. Dieses kam schon wenige Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks in Mode. Bekannte Künstler wie Lucas Cranach und Albrecht Dürer schufen Holzschnitte dazu. Die Flugblätter enthielten Meldungen, Gebete, Ablässe, Aufrufe,
Satiren und Karikaturen.
Die ausführlichere Flugschrift kann keiner
literarischen Gattung zugeordnet werden, da sie
Briefe, Aufrufe, Karikaturen, Dialoge, Traktate, Prophezeiungen,
Kalendergeschichten und anderes mehr aufweisen kann. Die Flugschriften fanden in politischen Krisensituationen große Verbreitung, von der Reformation bis zu den Revolutionen von 1789, 1848 oder 1989. Seit dem 18. Jh. übernahmen zum Teil die Wochen- und Tageszeitungen die Funktionen der Flugschriften.
Während der
Reformationszeit dienten die Flugschriften zur theologischen und tagespolitischen Auseinandersetzung, z.B.
Martin Luthers „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern" (1525), mit der er Stellung gegen die Bauern bezog. In zorniger Anlehnung an die Bibelsprache geißelte dagegen
Büchners „Hessischer Landbote" (1834) die Versäumnisse der Landesherren und des Feudaladels.
Zu erinnern ist auch an die Flugblätter der Geschwister Scholl, die darin die Verbrechen des Nationalsozialismus anklagten; sie wurden wegen ihres Widerstandes 1943 zum Tode verurteilt.