Sturm und Drang (1765–1785)

Die säkularisierte Empfindsamkeit bildete die Basis der gefühlsbetonten Selbstwahrnehmung der jungen Generation der Stürmer und Dränger. Die Kultur der Affekte ist in ihrem Geniekult gebunden an die Fähigkeit herausragender Einzelpersönlichkeiten, Begeisterung (Enthusiasmus) für etwas Bedeutsames, Wertvolles, Großes zu empfinden, die Natur, Liebe und Freundschaft, Poesie und Kunst, das Vaterland oder eine zukünftige, bessere Welt. Der Begriff „Sturm und Drang“ stammt vom Titel eines Dramas des Goethe-Freunds Maximilian Klinger (1752–1831), in dem sich ein tugendhafter junger Mann kraftgenialisch gegen die verkrustete Gesellschaft der Vätergeneration auflehnt. Er bezeichnet treffend die leidenschaftliche Sprache der Zeit: Übersteigerte Gefühlsausbrüche, revolutionäre Reden gegen das „tintenklecksende Säkulum“ (Schiller), auf „Gedankenfreiheit“ und „Selbstentfaltung“ abzielende philosophische Begriffe wie das „Ursprüngliche“, „Schöpferische“, die „Kraft“ und das „Genie“ prägten die Vorstellung vom Menschen als einem „frei handelnden, selbstständigen, gottähnlichen“ (Jakob Michael Reinhold Lenz, 1751–1792) Wesen. Die Begeisterung der jungen Autoren für antike Helden (Prometheus, Herkules) und für Shakespeares große Dramengestalten, die sich in den eigenen Werken spiegelt, ist eine Folge dieser Konzeption des Menschen als des großen Individuums, des Einzelnen als Persönlichkeit.

Epoche und geschichtliche Hintergründe

Wichtige Autoren und Werke

Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–1792): Der Hofmeister, Die Soldaten
Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750–1819): Über die Fülle des Herzens
Friedrich Schiller (1759–1805): Die Räuber, Kabale und Liebe
Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791): Die Fürstengruft