Symbol

(von griech. symbolon „Erkennungszeichen")
ein anschauliches Zeichen, welches etwas vergegenwärtigt, was im Augenblick oder überhaupt nicht anschaulich zu machen ist. Es verweist also auf ein von ihm Bezeichnetes. Das Symbol im eigentlichen Sinn unterscheidet sich vom Bild dadurch, dass es etwas Unanschauliches vermittelt, was jedoch nur im Symbol sich zeigen, nicht selbst bildhaft erscheinen kann.
Ein Symbol kann nicht losgelöst von seiner geistigen Welt, z.B. dem Text, in dessen Zusammenhang es erscheint, erfasst werden, d.h., es kann kein zeitloses Wörterbuch der Symbolsprache geben.

Siehe auch
Rhetorische Figuren
Gedankenfiguren

Auswahl an Gedankenfiguren

Beispiel

Novalis
Die Erwartung (1802)

Die Eltern lagen schon und schliefen, die Wanduhr schlug ihren einförmigen Takt, vor den klappernden Fenstern sauste der Wind; abwechselnd wurde die Stube hell von dem Schimmer des Mondes. Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager und gedachte des Fremden und seiner Erzählungen. „Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben", sagte er zu sich selbst; „Fern ab liegt mir alle Habsucht: Aber die Blaue Blume sehn ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn und ich kann nichts anderes dichten und denken. So ist mir noch nie zumute gewesen: Es ist, als hätt ich vorhin geträumt oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert; denn in der Welt, in der ich sonst lebte, wer hätte da sich um Blumen bekümmert und gar von einer so seltsamen Leidenschaft für eine Blume hab ich damals nie gehört. Wo eigentlich nur der Fremde herkam? Keiner von uns hat je einen ähnlichen Menschen gesehn; doch weiß ich nicht, warum nur ich von seinen Reden so ergriffen worden bin; die andern haben ja das Nämliche gehört und keinem ist so etwas begegnet. Dass ich auch nicht einmal von meinem wunderlichen Zustand reden kann! Es ist mir oft so entzückend wohl und nur dann, wenn ich die Blume nicht recht gegenwärtig habe, befällt mich so ein tiefes, inniges Treiben: Das kann und wird keiner verstehn. Ich glaubte, ich wäre wahnsinnig, wenn ich nicht so klar und hell sähe und dächte, mir ist seitdem alles viel bekannter. Ich hörte einst von alten Zeiten reden: wie da Tiere und Bäume und Felsen mit den Menschen gesprochen hätten. Mir ist gerade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten. Es muss noch viel Worte geben, die ich nicht weiß. Wüsste ich mehr, so könnte ich viel besser alles begreifen. Sonst tanzte ich gern; jetzt denk ich lieber nach der Musik.“ Der Jüngling verlor sich allmählich in süßen Fantasien und entschlummerte.

Aus: Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Hrsg. von Jochen Hörisch. Frankfurt/M. (Insel) 1982.