Johann Christian Günther wurde am 8.4.1695 im schlesischen Striegau geboren. Sein Vater, ein Arzt aus armen Verhältnissen, wünschte für seinen Sohn eine gute Ausbildung (ebenfalls zum Mediziner) und schickte ihn auf das evangelische Gymnasium in Schweidnitz. Dort wurde schon bald das literarische Talent Günthers erkannt. Aber der Vater wollte von der literarischen Begabung seines Sohnes nichts wissen, so dass Günther sich im November 1715 für Medizin an der Universität Frankfurt/Oder immatrikulierte. Günther kümmerte sich jedoch recht wenig um die Medizin und fühlte sich nur der Kunst verpflichtet. Am 30.4.1716 war er schließlich ein universitär geprüfter Dichter, ein „poeta laureatus“. Da sein Vater den Werdegang als Dichter und die daraus resultierende Verschuldung nicht akzeptieren konnte, verstieß er seinen Sohn, so dass dieser dann völlig mittellos war. 1717–1719 lebte Günther in dem literarisch regen Leipzig. Sein Geld verdiente er mit Auftragsgedichten. Doch die ständige Suche nach Geldgebern und Gönnern rieb ihn auf. Eine Stellung bei Friedrich August II. als Hofpoet in Dresden soll er sich
Goethe zufolge wegen seines „unfertigen Betragens verscherzt“ haben. Schließlich brach er mit dem reinen Künstlertum und versuchte in Jena einen zweiten Anlauf als Mediziner. Er starb am 15.3.1723 völlig verarmt und ohne literarische Anerkennung vermutlich an Tuberkulose.
Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Johann Christian Günther posthum plötzlich bekannt. 1765 erschienen seine Gedichte bereits in sechster Auflage. In den nächsten beiden Jahrhunderten verebbte die Popularität und er war vorerst nur in Germanisten- und Literatenkreisen bekannt. Heute gilt Günther als bedeutender Lyriker zwischen
Barock und
Sturm und Drang. Er ist Verfasser von barocker Bekenntnis- und Erlebnislyrik. Besonders geschätzt wird die ihm eigene Direktheit, mit der er Anekdoten und Szenen aus seinem Leben pointenreich nacherzählt. Die Spannungen, die sich aus der Situation zwischen freier dichterischer Entfaltung und materiellen Zwängen ergaben, sind in vielen Werke thematisiert.