In der Literatur der Zeit zwischen etwa 1820 und 1850, die einerseits durch die revolutionären Demokratiebestrebungen der Pariser Julirevolution (1830) und der deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848) politisch bestimmt wurde und die andererseits von der vehement einsetzenden industriellen Revolution geprägt war, knüpfte eine Reihe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern an die Kunstauffassungen von
Klassik und vor allem
Romantik an und versuchte, in der Dichtung eine Welt des Schönen und der Harmonie gegenüber der immer bedrückenderen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation aufrechtzuerhalten. Es wurde Sinngebung versucht, wo eigentlich Krisenbewusstsein herrschte: Enttäuschung über die politischen Rückschläge des Demokratisierungsprozesses (so z.B. die „Karlsbader Beschlüsse“ von 1819 oder das Scheitern der Verfassungsgebung 1848), Unsicherheiten und Ängste bezüglich der Industrialisierung und der sozialen Auflösung von traditionellen Strukturen wie der Großfamilie. Die Dichter/innen, die diesen beängstigenden Entwicklungen mit ihren Werken eine eher heile Gegenwelt, bewahrt von Familie, Volk, Natur und Gott, entgegensetzten, waren sich zumeist der Kluft zwischen Kunst und Leben durchaus bewusst; sie wurde aber melancholisch-resignativ hingenommen und häufig auch zum Gegenstand der Poesie gemacht. Der eigene Weg nach innen, eine psychologisch immer weiter verfeinerte Selbstbeobachtung, wurde neben dem gesuchten Einklang zwischen Gemüt, sozialem Umfeld, Natur und Schöpfung zum zentralen Thema dieser Dichtung. Weiteren Stoff boten Rückgriffe in die Geschichte, die allerdings nicht aktualisierend und damit politisch verarbeitet wurden, sondern in rein bewahrend-historisierendem Sinne.
Daneben zeigt sich in der Literatur wie in der Kunst eine Neigung zur Trivialität und zum Kitsch, z.B. in Bildern einer bäuerlich-ländlichen Welt, die den traditionellen Werten verhaftet blieben. Der Wunsch nach einem bürgerlichen Dasein, das entgegen der „bösen Welt“ im Zeichen von Ordnung, Ruhe und Geborgenheit steht, prägte in diesem Sinne den Biedermeierstil als Inbegriff gemütlicher bürgerlicher Wohnkultur mit bewahrender, betont moralisierender Atmosphäre; ein Stil, der im ganzen 19. Jahrhundert fortwirkte.