Walther von der Vogelweide (um 1170 – um 1230)

Walther von der Vogelweide wurde um 1170 vermutlich in Niederösterreich geboren. Er stammte aus einem besitzlosen Ministerialengeschlecht von niederem Adel, vermutlich erhielt er seine Bildung in einer Klosterschule. Er bezeichnete den Minnesänger Reinmar von Hagenau als seinen Lehrer. Etwa ab 1190 hielt Walther sich am Wiener Hof auf, wo er wohl mit Reinmar zusammentraf. 1198 verließ er Wien und begann ein Wanderleben, das ihn durch ganz Europa an verschiedene Höfe führte. Zunächst stand Walther im Dienst Philipps von Schwaben, dessen Krönung zu Mainz er beiwohnte. Nach Philipps Ermordung 1208 wechselte Walther im so genannten Investiturstreit auf die Seite Ottos IV., für den er gegen den Papst Partei nahm. Um 1200 und 1207 hielt Walther sich auf der Wartburg bei Hermann von Thüringen auf, einem wichtigen literarischen Zentrum des Hochmittelalters. Dort traf er mit Wolfram von Eschenbach zusammen. 1203 war Walther erneut kurz in Wien. Das einzige urkundlich belegte Zeugnis für Walthers Existenz ist eine Rechnung über ein Geldgeschenk des Bischofs Wolfger von Passau an den Dichter zum Kauf eines Mantels am 12.11.1203 in Zeiselmauer/Niederösterreich. 1220 erhielt Walther wahrscheinlich ein kleines Lehen in oder bei Würzburg von Friedrich II. von Hohenstaufen. Walthers Teilnahme am Kreuzzug von 1228, für den er in seinen Liedern eintrat, ist nicht belegt. Walther starb um 1230, vermutlich bei Würzburg.
Walther von der Vogelweide ist der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters. Seine Minnelieder gelten als Höhepunkt der Gattung und zeigen eine sonst von keinem Autor erreichte Vielfalt bei sprachlich artistischer Meisterschaft und inhaltlicher Tiefe. Ebenso gilt Walther als Begründer der mittelalterlichen Spruchdichtung – in seiner weltlichen Lyrik nimmt er geistreich, sprachlich gekonnt und treffsicher politisch Partei. Neben Minne- und Spruchdichtung ist Walther auch Verfasser geistlicher Lieder.

Wichtige Werke

Minnelieder (z.B. „Under der linden“, „Sô die bluomen ûz dem grase dringent“)
Spruchdichtung (z.B. Reichssprüche)
Geistliche Lieder