(von lat. interpretatio „Auslegung, Deutung")
im weiten Sinn die deutende Erklärung zu jedem Schriftstück;
im engeren Sinn die methodische Untersuchung eines literarischen Werks nach inhaltlichen, sprachlichen und formalen Gegebenheiten sowie der Intention des Autors. Aber auch die Zuordnung zu einer bestimmten literarischen
Gattung und literarischen Epoche, die Abklärung der historischen und gesellschaftlichen Umwelt von Autor und Text sowie schließlich die gegebene Rezeptionssituation sind Kriterien einer umfassenden Interpretation.
Bei der Deutung literarischer Texte können ganz verschiedene
Methoden angewendet werden. In der Geschichte der Literaturwissenschaft sind zu bestimmten Zeiten bestimmte Verfahren bevorzugt worden. Heute werden alle Methoden als grundsätzlich berechtigt angesehen, sofern sie in der Lage sind, die Aussage und die Qualität eines dichterischen Textes auf interessante und plausible Weise herauszuarbeiten (vgl. Einträge zu Interpretationsmethoden).
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Interpretation eines literarischen Textes zu strukturieren. Die erste besteht darin, den Text Schritt für Schritt, Zeile für Zeile zu interpretieren. Hierbei handelt es sich um ein
lineares Verfahren. Der Gedankengang der Deutung folgt dem Lesegang. Das
aspektorientierte Verfahren gibt den linearen Lesegang als Leitlinie der Interpretation auf. Es versucht eine Deutung, die an inhaltlich-systematischen Gesichtspunkten ausgerichtet ist.
Interpretationsmethoden:werkimmanente I.biografische I.psychoanalytische I.geistesgeschichtliche/literaturgeschichtliche I.literatursoziologische I.rezeptionsästhetische I.kritisch-hermeneutische I.