erzählende Literatur, die die Gegebenheiten und Gesetze der realen Welt bewusst außer Kraft setzt. Im Gegensatz zu
Märchen,
Fabeln,
Sagen, Schauer- und
Science-Fiction-Romanen, wo sich der Leser mühelos auf fremde, unbekannte Welten einlässt, trägt die fantastische Literatur die Maske des Alltäglichen, das Übernatürliche bricht unvermittelt herein. Dabei werden traditionell unheimliche Ereignisse dargestellt (z.B. Geistererscheinungen, Verwandlungen von Lebewesen, Verschwinden von Gegenständen), die nicht logisch erklärbar sind, den Naturgesetzen widersprechen und gerade deshalb den Leser verunsichern und ihn schaudern machen.
In Deutschland führte schon
Hoffmann, von Zeitgenossen als „Gespenster-Hoffmann“ verspottet, Elemente des Unheimlichen in seine Erzählungen ein. In Frankreich waren es Théophile Gautier und Gerard de Nerval, die sich des unvermittelten Grauens annahmen, in den USA vor allem Ambrose G. Bierce und
Poe. Um die Wende zum 20. Jh. ist vor allem in Österreich eine Wiederbelebung der fantastischen Literatur festzustellen: Die Décadence-Stimmung des ausgehenden Jh.s und der sich abzeichnende Untergang des Habsburger Reiches machten viele Menschen empfänglich für Übersinnliches.
Zum Genre der klassischen fantastischen Literatur zählt man im deutschsprachigen Raum vor allem die Werke der österreichischen Autoren
Gustav Meyrink,
Leo Perutz und
Alfred Kubin.
Zur fantastischen Trivialliteratur zählen die Horrorgeschichten von
Stephen King, die vor dem Hintergrund einer banalen amerikanischen Mittelstandsgesellschaft bizarre Einbrüche des Übersinnlichen in eine als sicher geglaubte Alltagswelt aufzeigen („Friedhof der Kuscheltiere“, 1986; „Es“, 1986; „Sie“, 1987).