Gertrud Kolmar (1894–1943)

Gertrud Kolmar, eigentlich Gertrud Chodziesner, wurde am 10.12.1894 in Berlin als Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts geboren. Sie war ausgebildete Lehrerin und betrieb intensive Sprachstudien. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete Kolmar aufgrund ihrer Sprachkenntnisse in einem Kriegsgefangenenlager. Während dieser Zeit publizierte sie ihren ersten Gedichtband. Anschließend arbeitete sie als Privaterzieherin und Dolmetscherin in Berlin. Da sie seit 1928 ihren kranken Vater pflegte, emigrierte Kolmar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht ins Ausland. Seit 1938 war ihr als jüdischer Schriftstellerin jegliche Veröffentlichung literarischer Werke untersagt. 1941 wurde sie zur Fabrikarbeit in Berlin zwangsverpflichtet, im selben Jahr wurde der Vater ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Am 2.3.1943 wurde Kolmar vermutlich nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Gertrud Kolmars Dichtung speist sich aus einer weitgespannten Bilderfülle aus Mythos, Geschichte und Traum. In Gedichten mit starkem zeitkritischen Bezug gab sie den Leiden ihres misshandelten Volkes, ähnlich wie Nelly Sachs, aber auch der unverblümten Kritik am Nazi-Regime lyrischen Ausdruck. Ebenso schrieb sie zarte Stimmungsbilder und Naturgedichte, die Einsamkeit, Sehnsucht und Naturnähe eindringlich vermitteln. Gertrud Kolmar verwendet häufig traditionelle Formen, auch Elemente des Symbolismus, gehörte jedoch keiner der Strömungen in der Lyrik ihrer Epoche an. Vielmehr gilt ihr Werk als das einer bedeutenden Einzelgängerin.

Wichtige Werke

Gedichte, 1917
Preußische Wappen, Gedichte 1934
Die Frau und die Tiere, Gedichte 1938

Posthume Veröffentlichungen:
Welten, Gedichte 1947
Das lyrische Werk, 1955 (erweitert 1960)
Eine Mutter, Erzählung 1965 (unter dem Titel Eine jüdische Mutter, 1978)
Briefe an die Schwester Hilde, 1970
Frühe Gedichte/Wort der Stummen, Gedichte 1980